31.12.2012, 11:30 Uhr
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Ich gebe zu - das Bild ist vom November 2012 |
Ich stehe auf dem Bootssteg und sehe auf das Wasser. Der
Wind trägt in Wellen das kräftige Rauschen der Bäume des Uferwaldes heran. Die
Wasservögel – hauptsächlich kleine schwarze Blässhühner – haben sich
schutzsuchend in der Bucht versammelt. Hier ist es windstill, aber draußen, auf
der offenen See, wie ich die große Wasserfläche
spöttisch nenne, treibt ein kräftiger Südwind die Wellen vor sich her. Über dem
Wasser wirkt alles merkwürdig flach: der hellgraue, nicht unfreundliche Himmel,
die bewaldeten Hügel am Horizont. Wenn man sich den Himmel genau betrachtet
sieht man, dass das Blau nur von einem dünnen Wolkenschleier verdeckt ist. Die
Sonne hinter mir ist konturlos und verschwimmt in milchigem Dunst. Auf einmal
höre ich das vertraute Krächzen von Zugvögeln. Ich schaue auf. Ein etwas
unordentlicher, nicht allzu großer Schwarm von Gänsen fliegt Richtung
Nordosten. Ich freue mich – das ist doch ein gutes Zeichen zum Jahresende.
Zugvögel haben etwas Archaisches, Ewiges an sich und suggerieren, dass der
Kreislauf der Natur immer noch intakt ist. Ich freue mich, aber Zugvögel machen
mich auch immer etwas traurig weil ich weiß, welchen Gefahren sie auf ihrem Weg
ausgesetzt sind.
Auf den dicken Bohlen des Yachthafens rechterhand sitzen
etliche Kormorane und ein paar Möwen. Die Kormorane halten die äußeren Bohlen
besetzt. Vorhin hatte ich auch zwei Schwäne gesehen. Die meisten dieser
wunderschönen Vögel halten sich wohl am anderen Ende des Sees auf, am Ufer des
Kurortes, wo sie mit Unmengen von altem Brot gefüttert werden.
Eine bunte Stockente hat sich erhoben und fliegt ein paar
Meter Richtung Schilf über das Wasser. Sie landet mit einem lauten Platsch und
dem anschließenden Zischen des Wasser, als sie noch ein Stück gleitet. Später
folgen weitere.
Es ist mir wichtig, den Jahreswechsel hier zu verbringen.
Das ist das Land, das ist mein Land. Deutlicher als sonst spüre ich, dass ich
irgendwann hierher zurückkehren werde.
Das Dorf ist eine seltsame Mischung aus neureich und Verfall.
Ich stelle mir vor, dass hier jemand investiert, wahnsinnig viel Geld, und das
Dorf erblüht und zu einem wahren Diamanten am See wird. Zu einem richtig
mondänen Ort, der sogar dem Kurort den Rang ablaufen könnte. Es hat das Zeug
dazu – die Lage ist gut.
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