Dienstag, 8. Januar 2013

Jahreswechsel am Scharmützelsee - 12 Uhr mittags...



31.12.2012, 11:30 Uhr
Ich gebe zu - das Bild ist vom November 2012
Ich stehe auf dem Bootssteg und sehe auf das Wasser. Der Wind trägt in Wellen das kräftige Rauschen der Bäume des Uferwaldes heran. Die Wasservögel – hauptsächlich kleine schwarze Blässhühner – haben sich schutzsuchend in der Bucht versammelt. Hier ist es windstill, aber draußen, auf der offenen See, wie ich die große Wasserfläche spöttisch nenne, treibt ein kräftiger Südwind die Wellen vor sich her. Über dem Wasser wirkt alles merkwürdig flach: der hellgraue, nicht unfreundliche Himmel, die bewaldeten Hügel am Horizont. Wenn man sich den Himmel genau betrachtet sieht man, dass das Blau nur von einem dünnen Wolkenschleier verdeckt ist. Die Sonne hinter mir ist konturlos und verschwimmt in milchigem Dunst. Auf einmal höre ich das vertraute Krächzen von Zugvögeln. Ich schaue auf. Ein etwas unordentlicher, nicht allzu großer Schwarm von Gänsen fliegt Richtung Nordosten. Ich freue mich – das ist doch ein gutes Zeichen zum Jahresende. Zugvögel haben etwas Archaisches, Ewiges an sich und suggerieren, dass der Kreislauf der Natur immer noch intakt ist. Ich freue mich, aber Zugvögel machen mich auch immer etwas traurig weil ich weiß, welchen Gefahren sie auf ihrem Weg ausgesetzt sind.
Auf den dicken Bohlen des Yachthafens rechterhand sitzen etliche Kormorane und ein paar Möwen. Die Kormorane halten die äußeren Bohlen besetzt. Vorhin hatte ich auch zwei Schwäne gesehen. Die meisten dieser wunderschönen Vögel halten sich wohl am anderen Ende des Sees auf, am Ufer des Kurortes, wo sie mit Unmengen von altem Brot gefüttert werden.
Eine bunte Stockente hat sich erhoben und fliegt ein paar Meter Richtung Schilf über das Wasser. Sie landet mit einem lauten Platsch und dem anschließenden Zischen des Wasser, als sie noch ein Stück gleitet. Später folgen weitere.
Es ist mir wichtig, den Jahreswechsel hier zu verbringen. Das ist das Land, das ist mein Land. Deutlicher als sonst spüre ich, dass ich irgendwann hierher zurückkehren werde.
Das Dorf ist eine seltsame Mischung aus neureich und Verfall. Ich stelle mir vor, dass hier jemand investiert, wahnsinnig viel Geld, und das Dorf erblüht und zu einem wahren Diamanten am See wird. Zu einem richtig mondänen Ort, der sogar dem Kurort den Rang ablaufen könnte. Es hat das Zeug dazu – die Lage ist gut.

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